Dokumentiert:
Die grosse Stadtkonferenz 09/17: Kunst in Zürich 2020
Bericht über die zweite Podiumsveranstaltung des Kunstforums Zürich
Die Veranstaltung fand am Mittwoch, 27. September 2017 statt.
Ort: Werkhalle Acrush, Hohlstrasse 400 in Zürich
Vor einem grossen Publikum von rund 300 Personen fand am Mittwoch die zweite Podiumsveranstaltung des Kunstforums Zürich in der Werkhalle der Kunstproduktionsfirma Acrush auf dem Areal der ehemaligen SBB-Werkstätten statt. In der Begrüssungsansprache unterstrich der Stiftungsrat Andreas Ritter den Bürgerinitiaven-Charakter des Kunstforums Zürich und kündigte weitere Veranstaltungen an, die sich offen und kritisch mit allen Aspekten des Kunstplatzes Zürich auseinandersetzen.
In dem ersten Podium des Abends, einer Diskussion zwischen den Sammlern Hubert Looser (Fondation Hubert Looser) und Walter Soppelsa (Daros Collection) äusserten sich die Gesprächsteilnehmer (befragt von der Journalistin Ewa Hess) zum Verhältnis zwischen den Sammlern und den Museen.
«Sammler können Beziehungen und wichtige Erfahrungen einbringen. Das sollte man nutzen»
– Hubert Looser, Fondation Hubert Looser
Eine Sammlung von Weltklasse, darin herrschte auf dem Podium Konsens, geht mit der Verantwortung einher, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hubert Looser, dessen Werke aus dem Bereich des Abstrakten Expresionismus und der Arte Povera als eine Dauerleihgabe das neue Kunsthaus bereichern werden, betonte zusätzlich die Wichtigkeit des persönlichen Engagements eines Sammlers und zeigte anhand der Beispiele seiner eigenen Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Zürich sowie Museen in Essen, Oslo und Krems die Vorteile einer Private-Public Partnerschaft.
«Was die Daros Collection anbelangt, gab es mit dem Kunsthaus Zürich keine Gespräche – und wir drängen uns nicht auf. In der Fondation Beyeler war das Interesse da.»
– Walter Soppelsa, Daros Collection
Walter Soppelsa, Direktor der Daros Collection, berichtete über die Erfahrungen mit einer eigenen Daros-Ausstellungsplattform in Zürich. Nach anfänglicher Euphorie konstatierte man ein abflauendes Publikumsinteresse. Die Daros Collection ging danach eine intensive Zusammenarbeit mit der Fondation Beyeler in Riehen/Basel ein. Das Kunsthaus Zürich habe an einer solchen Zusammearbeit kein Interesse gezeigt, sagte Soppelsa. Zu einer möglichen Rückkehr der Daros Collection nach Zürich wollte er sich nicht äussern, schloss aber eine solche nicht aus. Direkt gefragt, ob das im Bau befindliche neue Haus in Riehen für die Daros Collection entstehe, sagte er klar nein. Das Verhältnis mit der Fondation Beyeler sei ein freundschaftliches, keine rechtliches. Es bestehe kein Vertrag, die Kooperation passiere auf Vertrauensbasis.
«Die Neugierde der Menschen ist da, sie wollen etwas sehen, das sie noch nie gesehen haben, wollen sich mit etwas auseinandersetzen. Das ist positiv und ich glaube, dass die Eröffnung des Kunsthauses mindestens ein Volksfest werden muss.»
– Sabine Schaschl, Haus Konstruktiv
Das zweite Podium des Abends vereinte die Direktorinnen und Direktoren der wichtigen Zürcher Kunstmuseen auf einem Podium – eine Premiere für Zürich. Christoph Becker (Kunsthaus Zürich), Albert Lutz (Rietberg-Museum), Sabine Schaschl (Haus Konstruktiv), Heike Munder (Migrosmuseum für Gegenwartskunst) sowie Daniel Baumann von der Kunsthalle Zürich diskutierten über die Möglichkeiten, den gut ausgestalteten Kunstplatz Zürich im Hinblick auf die Eröffnung des Kunsthaus-Erweiterungsbaus 2020 besser ins Licht zu rücken.
Auch wenn die einzelnen Meinungen über die dazu notwendigen Massnahmen auseinandergingen, kamen sich die Diskutanten im Verlauf des Gesprächs näher. Gemeinsame Anliegen konnten in der Erschliessung neuer Publikumsschichten sowie der noch grösseren Öffnung der Häuser zum Publikum hin festgestellt werden (Gastronomie, Vermittlung, Zusammenarbeit mit der Kunstszene). Die Durchführung gemeinsamer Aktionen mit dem Zeithorizont 2020 wurde in Aussicht gestellt, womit der Abend auch konkrete Ergebnisse brachte.
«Die zeitgenössische Kunst ist arrogant geworden, die ist vom Erfolg übersättigt und hat vergessen, für wen sie da ist, nämlich für die Besucherinnen und Besucher»
– Daniel Baumann, Kunsthalle Zürich
Die Diskussion zeigte allerdings auch auf, wie viel Arbeit noch zu leisten ist, um eine konsensfähige Strategie für eine Stärkung des Kunstplatzes Zürich zu entwerfen.
Das Kunstforum Zürich möchte mir der kommenden Tageskonferenz am 8. Mai 2018 gemäss seinem Auftrag Ideen und Anregungen zu einer stärkeren Einbindung des Publikums liefern.
Markante Diskussionsbeiträge
In der anschliessenden, gut genutzen Publikumsdiskussion kamen weitere Aspekte der Museumsentwicklung zur Sprache: Die Integration der Off-Spaces, die Intensivierung der Kunstvermittlung an Kinder und der Umgang der Museen mit der fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft.
Das Publikum nutzte die Gelegenheit, bei einem anschliessend gereichten Glas Wein und einem Teller Pasta die Diskussionen zu vertiefen und mit den Podiumsteilnehmern ins Gespräch zu kommen. Damit ist die Basis gelegt für einen weiteren intensiven Dialog im Hinblick auf die Kunststadt Zürich 2020.